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Tomate
Tomate |
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Tomate (Solanum lycopersicum) |
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Wissenschaftlicher
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Solanum lycopersicum |
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Die Tomate (Solanum lycopersicum), in Südtirol
und im Osten Österreichs meist, sowie im Westen seltener, Paradeiser
(seltener Paradeisapfel oder Paradiesapfel genannt), ist eine
Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse. Damit ist sie unter
anderem eng mit der Kartoffel (Solanum
tuberosum), der Tollkirsche, der Alraune, der Engelstrompete, der
Petunie und dem Tabak verwandt.
Lange als Liebesapfel oder
Goldapfel (daher der italienische Name „pomodoro“) bezeichnet, erhielt sie
ihren heute gebräuchlichen Namen „Tomate“ erst im 19. Jahrhundert. Dieser
leitet sich von xitomatl ab,
dem Wort für diese Frucht in der Aztekensprache Nahuatl. Umgangssprachlich wird
vor allem die als Gemüse verwendete rote Frucht, die eine Beere ist, als Tomate
bezeichnet. Ehemalige botanische Namen und Synonyme: Lycopersicon esculentum, Solanum esculentum oder Lycopersicon lycopersicum.
Vegetative Merkmale
Tomatenpflanzen sind krautige,
einjährige, zweijährige oder gelegentlich auch ausdauernde Pflanzen, die
zunächst aufrecht, später aber niederliegend und kriechend wachsen. Die
einzelnen Äste können dabei bis zu 4 m lang werden. Die Stängel haben an der
Basis einen Durchmesser von 10 bis 14 mm, sie sind grün, fein behaart und
zur Spitze hin meist filzig behaart. Die Behaarung besteht aus einfachen,
einzelligen Trichomen, die bis zu 0,5 mm lang werden, sowie spärlich
verteilten meist aus bis zu zehn Zellen bestehenden, mehrzelligen Trichomen mit
bis zu 3 mm Länge.
Vor allem die längeren
Trichome besitzen oft drüsige Spitzen, die der Pflanze einen starken Geruch
verleihen.
Die sympodialen Einheiten
besitzen meist drei Laubblätter, die Internodien sind 1 bis 6 cm lang,
gelegentlich auch länger. Die Laubblätter sind unterbrochen unpaarig gefiedert,
20 bis 35 cm (selten nur 10 cm oder mehr als 35 cm) lang und 7
bis 10 cm (selten nur 3 cm oder mehr als 10 cm) breit. Sie sind beidseitig
spärlich behaart, die Trichome gleichen denen der Stängel. Der Blattstiel ist
1,2 bis 6 cm lang oder gelegentlich auch länger.
Die Hauptteilblätter stehen in
drei oder vier (selten auch fünf) Paaren. Sie sind eiförmig oder elliptisch
geformt, die Basis ist schräg und zur Basis des Gesamtblattes hin herablaufend,
abgeschnitten oder herzförmig. Die Ränder sind vor allem nahe der Basis gezahnt
oder gekerbt, selten sind sie ganzrandig oder tiefgezähnt oder gelappt. Die
Spitze der Teilblätter ist spitz oder zugespitzt. Das oberste Teilblatt ist
meist grösser als die seitlichen Teilblätter, 3 bis 5 cm lang und 1,5 bis
3 cm breit. Das Stielchen ist 0,5 bis 1,5 cm lang. Die Spitze ist
meist spitz zulaufend. Die seitlichen Teilblätter sind 2 bis 4,5 cm lang
und 0,8 bis 2,5 cm breit, sie stehen an 0,3 bis 2 cm langen
Stielchen.
Die Teilblätter zweiten Ranges
stehen meistens an der der Blattspitze zugewandten Seite der unteren
Hauptteilblätter. Sie sind 0,2 bis 0,8 cm lang und 0,1 bis 0,5 cm
breit, sie sind aufsitzend oder stehen an einem bis zu 0,4 cm langen
Stielchen. Teilblättchen dritten Rangs fehlen. Zwischen den Hauptteilblättern
stehen meist sechs bis zehn eingeschobene Zwischenblättchen. Diese sind 0,1 bis
0,8 cm lang und 0,1 bis 0,6 cm breit und stehen an 0,1 bis 0,3 cm
langen Stielchen. Scheinnebenblätter werden nicht gebildet.
Blütenstände und Blüten
Die Blütenstände werden bis zu
10 cm lang, bestehen aus fünf bis fünfzehn Blüten und sind meistens
ungeteilt oder selten in zwei Zweige gespalten. Der Blütenstandstiel ist kürzer als 3 cm und
ähnlich wie die Stängel behaart. Die Blütenstiele sind 1 bis 1,2 cm lang,
das äussere Drittel ist gelenkartig abgeteilt.
Tomatenblüte
Die Knospen sind 0,5 bis
0,8 cm lang und 0,2 bis 0,3 cm breit und gerade konisch geformt. Vor
dem Aufblühen steht die Krone etwa zur Hälfte aus dem Kelch hervor. Die
Kelchröhre ist zur Blütezeit sehr fein und mit bis zu 0,5 cm langen
Kelchlappen besetzt. Diese sind linealisch geformt, nach vorn zu spitz und mit
langen und kurzen, einfachen, einreihigen Trichomen besetzt. Die leuchtend
gelbe, fünfeckige Krone hat einen Durchmesser von 1 bis 2 cm, oftmals ist
sie gebändert und in einigen Kulturformen auch mit mehr als fünf Zipfeln besetzt.
Die Kronröhre ist 0,2 bis 0,4 cm lang. Die Kronzipfel 0,5 bis 2 cm
lang, 0,3 bis 0,5 cm breit, schmal lanzettlich geformt und an der Spitze
und den Rändern spärlich mit verschlungenen, einreihigen Trichomen von bis zu
0,5 mm Länge besetzt. Zur Blütezeit sind die Kronlappen abstehend.
Die Staubblätter sind zu einer
Röhre verwachsen, diese ist 0,6 bis 0,8 cm lang und 0,2 bis 0,3 (selten
bis 0,5) cm breit. Sie ist schmal konisch geformt und gerade. Die
Staubfäden sind sehr fein und nur 0,5 mm lang, die Staubbeutel sind 0,4
bis 0,5 cm lang und besitzen an der Spitze einen sterilen Anhang, der 0,2
bis 0,3 cm lang ist und nie mehr als die Hälfte der Gesamtlänge der
Staubbeutel ausmacht. Der Fruchtknoten ist konisch, fein drüsig behaart. Der
Griffel ist 0,6 bis 1 cm lang und misst weniger als 0,5 mm im
Durchmesser. Er steht meist nicht über die Staubblattröhre hinaus. Die Narbe
ist kopfig und grün.
Früchte und Samen
Unreife
Tomaten
Die Früchte sind Beeren,
messen meist 1,5 bis 2,5 cm im Durchmesser, können aber bei kultivierten
Pflanzen auch bis zu 10 cm gross werden. Meist sind sie kugelförmig und
zweikammerig, können aber in Form und Kammeranzahl stark variieren. Sie reifen
zu einem kräftigen Rot, Gelb oder Dunkelorange ab, sind zunächst behaart, bei
Reife aber verkahlt. Der Blütenstiel hat sich bis zur Fruchtreife auf 1 bis
3 cm Länge vergrössert, bei Sorten mit grossen
Früchten ist er auch oftmals verdickt. Er ist gerade oder am Gelenkpunkt in
Richtung der Blütenstandsachse gebogen. Der Kelch ist an der Frucht ebenfalls vergrössert, die Kelchlappen sind etwa 0,8 bis 1 cm lang und 0,2 bis 0,25 mm
breit und teilweise stark nach hinten zurückgebogen.
Die Früchte enthalten eine
Vielzahl von Samen. Diese sind 2,5 bis 3,3 mm lang, 1,5 bis 2,3 mm
breit und 0,5 bis 0,8 mm stark. Sie sind umgekehrt eiförmig, blass braun
und mit haarähnlichen Auswüchsen der äusseren Zellen der Samenhülle
besetzt. Diese sind entweder anliegend und den Samen eine samtige Oberfläche
gebend oder aber zottig. Die Samen sind an der Spitze schmal (0,3–0,4 mm)
beflügelt und an der Basis zugespitzt.
Systematik
Innerhalb der Nachtschattengewächse
(Solanum) wird die Tomate in
die Untergattung Potatoe
und innerhalb dieser in die Sektion der Tomaten (Solanum sect. Lycopersicon)
eingeordnet. Innerhalb dieser Sektion bildet die Art zusammen mit Solanum pimpinellifolium, Solanum cheesmaniae und Solanum galapagense, die alle rot-
bis orangefarbene Früchte ausbilden, die Lycopersion-Gruppe.
Zur Unterteilung der Art
wurden vor allem seit dem 20. Jahrhundert verschiedene Ansätze verfolgt, von
denen sich jedoch keiner durchsetzen konnte. Oft wurden dabei kleine, rote und
gelbe Früchte als Solanum lycopersicum
var. cerasiforme
beziehungsweise Lycopersicon
esculentum var. cerasiforme
(umgangssprachlich oftmals „Kirschtomaten“) bezeichnet. Es wurde angenommen,
dass diese der Wildform der Art Solanum
lycopersicum entsprechen oder dieser zumindest sehr nahe stehen.
Wahrscheinlich handelt es sich jedoch um Züchtungen und teilweise Kreuzungen
mit Wildtomaten-Arten wie Solanum
pimpinellifolium. Diese und alle weiteren Varietäten innerhalb der Art
werden nicht anerkannt und nur als Synonym zu Solanum lycopersicon geführt.
Geschichte
Das
Ursprungsgebiet der Tomate ist Mittel- und Südamerika, wobei die Wildformen von
Nordchile bis Venezuela verbreitet und beheimatet sind. Die grösste
Vielfalt der in Kultur befindlichen Formen ist in Mittelamerika zu finden. Dort
wurden Tomaten von den Maya und anderen Völkern etwa 200 v. Chr. bis 700 n.
Chr. als „xitomatl“ kultiviert. Samen wurden bei Ausgrabungen südlich von
Mexiko-Stadt in Höhlen im Tehuacán-Tal gefunden.
Die
Tomate zählt in Europa zu den hemerochoren Pflanzen und aufgrund ihrer
Einführung nach 1492 zu den temporären Neophyten. Temporär deshalb, weil sie
hier nur äusserst selten und vorübergehend in
der freien Natur anzutreffen ist.
Erste
Beschreibungen der Pflanze stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts,
vor allem aus Italien. 1544 beschrieb Pietro Andrea Matthioli die Pflanze
zunächst als „Pomi d'oro“ (Goldener Apfel) und führte 1554 die gleich zu
übersetzende lateinische Bezeichnung „Mala aurea“ ein. Andere frühe
Beschreibungen und Zeichnungen stammen von Georg Oelinger (1553), Leonhart
Fuchs (1561) und Conrad Gesner (1561). Da zu dieser Zeit noch kein
einheitliches System zur wissenschaftlichen Benennung von Lebewesen verwendet
wurde, taucht die Tomate unter einer Vielzahl unterschiedlicher Namen in der
damaligen Literatur auf, unter anderem „mala peruviana“, „pomi del Peru“
(peruanischer Apfel), „poma aurea“, „pomme d'Amour“, „pomum amoris“
(Liebesapfel) oder auch zusammengesetzte Namen wie „poma amoris fructo luteo“
oder „poma amoris fructo rubro“.
Bereits
früh wurde durch Botaniker die Verbindung zur Gattung Solanum festgestellt, sodass die Tomate oftmals als Solanum pomiferum bezeichnet wurde.
1694 wurde durch Joseph Pitton de Tournefort erstmals der Name Lycopersicon benutzt. Carl von Linné
ordnete in seinem Werk „Species
Plantarum“ die Tomate wieder der Gattung Solanum zu und beschrieb die kultivierte Tomate als Solanum lycopersicum und die
wildwachsenden Tomaten als Solanum
peruvianum. In der Folge wurde die Tomate von verschiedenen Autoren
immer wieder entweder als eigene Gattung Lycopersicon
oder als Teil der Gattung Solanum
beschrieben. Aufgrund aktueller DNA-Sequenzanalysen und morphologischer Studien
schreiben nahezu alle Quellen die Tomate heute der Gattung Solanum zu; Bezeichnungen wie Lycopersicon esculentum sind selten.
Im 17.
und 18. Jahrhundert sah man die Tomate in Europa vor allem als Zierpflanze an,
nur einige medizinische Anwendungen sind bekannt. Eine englische Übersetzung
von Tournaforts Buch „The Complete Herbal“ erwähnt
jedoch 1719, dass die Früchte in Italien gegessen werden. Bereits Ende des 18.
Jahrhunderts bezeichnete die „Encyclopaedia Britannica“ den Einsatz von Tomaten in der Küche als
„alltäglich“.
Um 1900
war die Tomate auch in Deutschland als Lebensmittel bekannt und wurde
überwiegend im Süden vor allem in Saucen, Suppen und Salaten verwendet.
Bei der
Wiener Weltausstellung 1873 wurden Tomaten gezeigt. Um 1900 gab es die ersten
Paradeiser auf den Wiener Märkten. Im grossen Stil hielten sie jedoch erst nach
1945 Einzug. Im Seewinkel hatten sich als Saisonarbeiter gekommene Bulgaren
niedergelassen, die auch Know-how zum Anbau mitbrachten. Aufgrund der
verbreiteten Abneigung gegen Unbekanntes und der raueren klimatischen
Bedingungen verbreiteten sich Tomaten in den westlichen Bundesländern erst in
den 1950er Jahren oder noch später. In manche Alpentäler kamen sie erst mit dem
Bau der ersten Supermärkte. In Südtirol war vor allem die alte Sorte Bozner beliebt, deren Fruchtmuster
nach dem Durchschneiden einen „Tiroler Adler“ zeigte.
Kreuzung und
Veredelung mit anderen Nachtschattengewächsen
Tomate,
Epidermis, 100x
In
EU-Agrarversuchen wird immer wieder die Kreuzung der Tomate mit der genetisch
eng verwandten Kartoffel zur sogenannten Tomoffel ausprobiert, um den Ertrag
weiter zu steigern – allerdings bisher mit nur mässigem Erfolg, da die gezüchteten
Pflanzen bisher stets zu schwach waren, gleichermassen voll energiereiche essbare
Knollen und geniessbare Früchte ausbilden zu können.
Auch schon in früheren Jahren wurden Tomaten auf Kartoffeln veredelt, was
kurzfristig recht leicht gelingt, allerdings langfristig die Pflanze auszehrt
und dadurch zerstört. Diese Kombination wird wohl immer schwierig bleiben, da
zur Bildung der Speicherorgane der Kartoffel, ebenso wie für grosse
Früchte an der Tomate zur gleichen Zeit, erheblich mehr Blattmasse benötigt
wird, als die Tomate hervorbringen kann. Blattwerk wird benötigt, um durch
Photosynthese genügend Kohlenhydrate einlagern zu können. Wurzelknolle und
oberirdische Frucht konkurrieren. Daher ist dieser Wunsch eine nicht ganz sinnvolle
Kombination, wenn beiderseits hohe Erträge erzielt werden sollen.
Von
einer grösseren Bedeutung ist die Nutzung von Tomaten als Veredlungsunterlage
für Auberginen. Als Unterlagen werden Wildtomatenkreuzungen (Solanum lycopersicum × Solanum habrochaites)
verwendet. Die meisten Veredelungen von Tomaten werden auf Tomatenunterlagen
zur Verhinderung des Befalls durch Nematoden und der Korkwurzelkrankheit
durchgeführt. Tomatenveredlungssets werden mittlerweile im Handel angeboten und
können so auch von Hobbygärtnern erfolgreich genutzt werden
Tomatensorten
Sorten und Zuchtziele
Es gibt
sicher deutlich über 2500 Sorten und mindestens nochmal so viele Züchtersorten,
die nie angemeldet waren und deshalb auch nie einen Namen erhalten haben. Auch
die Zahl jährlich neu hinzukommender Sorten ist beträchtlich.
Bei der
Selektion neuer Sorten stehen gewöhnlich folgende Zuchtziele im Vordergrund:
lockerer Wuchs, hohe Resistenz und/oder Toleranz gegen Umwelteinflüsse,
Krankheiten, Schädlinge und Viren, gute Produktivität, hoher Ertrag, schnelle
Fruchtentwicklung, sicherer Fruchtansatz auch bei ungünstigen Klimabedingungen,
einheitliche Sortierung, bestimmte Grösse und Gewicht, gleichmässige
Farbe und Farbe selbst, guter Geschmack und hoher Gehalt an wichtigen
Inhaltsstoffen, gute Transportfähigkeit und Fruchtfestigkeit, lange Haltbarkeit
(siehe auch: Antimatschtomate), verwendungsspezifische Eignung allgemein. Bei
der Zucht alter Sorten durch
Ökobauern zählt dagegen nur der Geschmack, da hier der Kunde für einzelne
Sorten (wie bei der Andentomate) auch hohe Preise zu zahlen bereit ist.
Einteilung nach Typen
Verschiedene Tomatensorten Schwarze Tomate
Fruchtform
Rund
und glatt (normale Tomate), flachrund und glatt (meistens Fleischtomate),
flachrund und faltig (Cuore di bue in Norditalien), herzförmig (russische
Cuore di bue),
oval oder pflaumenförmig (Eiertomate, meistens im Cherry- oder Cocktailbereich),
birnenförmig (Kirschtomate), länglich (San-Marzano-Tomate), aus mehreren
Einzelteilen bestehend (Reisetomate).
Grösse
Sie ist
stark von der Anzahl Fruchtkammern (Kammern) abhängig. Kirschtomate (2–3),
normale Tomate (3–5), Cuore di bue
(4–10), Fleischtomate (3–6), San Marzano, Riesentomaten (bis 1 kg).
Farbe
Weiss,
gelb, orange, rot, rosa, violett, grün, braun, schwarz. Aber auch gestreifte
und marmorierte Tomaten sind bekannt.
Farbverteilung
Unicolor (UC), bicolor
(BC) meistens mit grünem Ansatz beim Stängel, getigert/gefleckt.
Wuchstyp
Unbegrenzt
wachsend (indeterminiert) oder begrenzt wachsend (determiniert), als Busch-
oder Stabtomate (auch an Schnur) gezogen.
Reifetyp
Früh-,
mittel- oder spätreifend (erste rote Tomate bringend), als lose Tomaten oder
Trosstomaten (Rispenparadeiser) erntbar.
Verwendung
Zierpflanze,
Hobbyanbau, Selbstpflücke, Direktverkauf und Marktfahrer, Engrosvermarktung
oder Industrieverwertung, Eignung zum Dörren, Lagerbarkeit,
Ernteeignung
Maschinenernte
Industrie, lose ohne Blütenkelch, lose mit Blütenkelch, Tross/Traube/Rispe,
Tross/Traube jointless (Stiel ohne Sollbruchstelle),
Erfolgsfaktoren
Tomaten
auf Steinwolle
Damit
die Tomatenkultur zu einem guten Ergebnis führt, sind folgende Faktoren zu
optimieren: resistente und tolerante Sorten, ausgeglichene, kontinuierliche
Nährstoffversorgung, viel Licht, ausreichend Wärme, gute Bodenstruktur bis etwa
50 cm Tiefe, bei Bodenkultur keine frische Kalkung, warme Böden (Temp. >
14 °C), möglichst frühe Ernte sowie eine gleichmässige Bewässerung für gleichmässiges
Wachstum. Eine ungleichmässige Bewässerung führt in Phasen
mit niedrigem Wasserangebot zu einer Verhärtung der Schale, die dadurch in
folgenden Phasen mit hohem Wasserangebot nicht mehr elastisch genug ist, um dem
Wachstum der Frucht zu folgen. Die Folge ist ein vermehrtes Platzen von
Tomaten.
Neuere
Forschungen haben ergeben, dass Tomaten, die mit Salzwasser gezüchtet werden,
gesünder sind und besser schmecken.
Entwicklungen im
Tomatenanbau
Johannisbeertomaten
In den
letzten Jahren wurde, besonders im Bio-Landbau, eine Vielzahl nicht mehr
bekannter altertümlicher Sorten wiederentdeckt (englisch: heirloom vegetable varieties), die
aus den Anfängen der Tomatenkultur stammen. Die Tomaten werden in der Regel von
Hand geerntet und erzielen Preise von über 10 Euro pro Kilogramm. Solche Sorten
sind unter anderem als Wilde Tomaten
in Fachgeschäften erhältlich. Die alten Tomatensorten überzeugen häufig durch
ihren Geschmack und gewinnen trotz des hohen Preises eine kleine Schicht von
Liebhabern und Gelegenheitskäufern.
Der Bio-Grosshandel
in Europa versorgt die angeschlossenen Fachgeschäfte auch mit grösseren Chargen
der etwas in Vergessenheit geratenen Formen und Züchtungen der „Paradiesäpfel“.
Weiterhin
geht es bei den Tross-Tomaten hin zu Sorten, die keine „Sollbruchstelle“
(kleine Verdickung am Fruchtstiel) mehr haben. Damit brechen einzelne Früchte
nicht mehr ungewollt ab. Diese Sorten sind auch darauf hin gezüchtet, dass die
Frucht selbst besser am Blütenkelch hält. Daher sind solche Sorten nicht für
die Einzelfruchternte geeignet. Diesen Stiel nennt man jointless.
Bei der
Qualitätsverbesserung der Tomaten geht die Züchtung immer stärker auf innere
und äussere Qualitäten der Frucht ein. So spielt in
den USA besonders der Lycopingehalt und in Europa besonders
der Geschmack eine grosse Rolle. Letzterer wird ermittelt durch den
Zuckergehalt (Brix), den Säuregehalt und durch Geschmackstests durch geschulte
Geschmackstester und bei Versuchsergebnissen angegeben. Diese
Qualitätskontrollen und Züchtungstrends haben zu guten Sorten geführt, die
kräftige Farben zeigen, besser schmecken und für die Vermarktung besser
geeignet sind als althergebrachte Sorten.
Eine
Reihe sehr kleiner Tomaten, wie Johannisbeertomaten und Kirschtomaten, werden
hauptsächlich in Kleingärten angebaut.
Heute gibt es mehrere Gourmet-Sorten.
Bei Tomaten sind alte Sorten, Rispentomaten und gelbe
Sorten im Trend.
Nach vielen Jahren der einseitigen Züchtung der
weltweit wichtigsten Gemüseart auf äussere Schönheit und Lagerfähigkeit gibt es
heute mehrere schmackhafte Gourmet-Sorten.
So etwa Coeur
de boeuf, d. h. die Ochsenherztomate, eine
typische Fleischtomate mit sattem Fruchtfleisch. Die bis 500 g schweren und
druckempfindlichen Früchte sind relativ saftarm, stark gerippt und haben wenige
Samen. Es gibt dunkelrote, rosa und gelbe Sorten.
Coeur de Boeuf werden für den Handel in der Regel noch
grün geerntet und nehmen dann rasch die reife Farbe an. Am Vollreifepunkt, etwa
eine Woche nach Ernte, ist das Fleisch selbst bei roter Färbung noch fest und
voll, die Schale aber weich und sehr druckempfindlich. Der Geschmack ist bei
der Ernte noch säuerlich, wird mit der Nachreife jedoch süsser und wandelt sich
zu einem einzigartig vollen und charakteristischen Aroma. Die vergleichsweise
kurze Haltbarkeit und die Empfindlichkeit der Fruchtgemüse gegenüber Transportschäden
sind die Hauptgründe dafür, dass die Coeur de Boeuf im Handel eher selten zu finden
ist, dabei ist sie geschmacklich eine der besten Tomatensorten. In Italien wird
sie bevorzugt roh und noch leicht grün gegessen, da in diesem Reifestadium das
Verhältnis Säure zu Zucker optimal für den Geschmack ist. Für einen
originalgetreuen Insalata Caprese mit
Büffelmozzarella und Basilikum beispielsweise eignet sich kaum eine
Tomatensorte besser als die Ochsenherztomate, sie kann jedoch ebenso gut in
Saucen Verwendung finden.
Die kleine Tomatensorte Baselbieter Röteli wurde im Baselbiet
angebaut. Von der Grösse her ist sie eine Cocktailtomate mit guter Konsistenz
und saftigem, aromatischem Fleisch. Die Früchte sind zwetschgen- bis
birnenförmig und mit 20 g Fruchtgewicht. Spät geerntete Früchte können gut
gelagert und bis Weihnachten nachgereift werden. Die Baselbieter Röteli können
wie Cherry-Tomaten konsumiert werden.
Green Zebra ist sehr
vital, hat einen kräftigen Wuchs und dunkles Laub. Die Frucht ist hell- bis dunkelgrün
gestreift und wird bei Vollreife etwas gelblich. Die Grüne Zebra ist eine sehr geschmackvolle
Tomate. Sie kann für Salate verwendet werden und ausserdem für eine grüne Tomatenkonfitüre (beliebt in Grossbritannien).
Tomaten richtig lagern
Tomaten zählen zu den Fruchtgemüsen, botanisch gesehen
aber zu den Beeren: Dies bedingt eine Sonderbehandlung: Man muss sie bei
Raumtemperatur aufbewahren. Der Geschmack einer Tomate ist in erster Linie von
der Sorte und dem Reifegrad abhängig.
Während Kirschtomaten so reif und rot wie möglich
geerntet werden sollten, kann die
klassische Tomate hellrot gepflückt werden und gelangt
durch Nachreifung ebenfalls zu vollem Aroma.
Reife Tomaten brauchen einen trockenen, schattigen
Platz ausserhalb des Kühlschranks bis 16 Grad Celsius, um ihren guten Geschmack
zu erhalten. Man bewahrt sie am besten separat auf, da sie das Reifegas Ethylen
absondern, das benachbarte Früchte schneller verderben lässt.
Dieses beschleunigt den Stoffwechsel anderer Gemüse,
die dann schneller verderben:
Karotten werden bitter,
Blumenkohl vertrocknet,
Kräuter welken
Gurken vergilben.
Tomaten schmecken frisch und reif am besten.
Der Gemüseexperte erklärt: „Tomaten müssen nicht unbedingt
vollreif gepflückt werden: Sie entwickeln denselben Geschmack, wenn sie nachreifen
können.“
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