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So
gelingt der Einstieg in
die Direktvermarktung
von Fleisch
Marktsättigung führt bei landwirtschaftlichen Produkten zu sinkenden Produzentenpreisen,
während gleichzeitig die Marktspanne (Wert der Leistungen für Verarbeitung und
Handel) wächst. Die Direktvermarktung ermöglicht es, einen Teil der Marktspanne
wieder dem Landwirtschaftsbetrieb zukommen zu lassen, denn Leistungen wie Verarbeitung,
Verpackung, Lagerung, Transport und Verkauf werden selber erbracht. Daher hat
das Interesse der Landwirte und Bäuerinnen für diese Vermarktung zugenommen.
Auch für die Konsumenten bringt die Direktvermarktung Vorteile, denn sie wissen,
wo und wie das Fleisch produziert wurde.
Für den Neueinsteiger, der Fleisch direkt vermarkten will, stellen sich
einige Fragen: Wie viele Tiere will ich pro Jahr direkt vermarkten? Wie soll
der Verkauf organisiert werden? Wie gewinne ich KundInnen? Wo wird geschlachtet,
das Fleisch abgehangen und gelagert? Welche Mehrkosten und Mehrerlöse entstehen?
Wie gross ist der Arbeitsaufwand? Wie muss demzufolge der Mischpaketpreis festgelegt
werden?
So
wird Direktvermarktung erfolgreich
Folgende Aspekte müssen berücksichtigt werden, damit die Direktvermarktung
zum Erfolg führen kann.
Schätzung
des Absatzpotenzials
In der nachfolgenden Darstellung wird am Beispiel der Marke +Natura Beef+ aufgezeigt,
wie man das Absatzpotenzial einer Region grob schätzen kann. Dazu muss
das Absatzgebiet festgelegt und die Einwohnerzahlen abgeklärt werden.
Absatzpotenzial für
Fleisch +Natura Beef+ |
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Verbrauch Pro-Kopf/Jahr
Von Rind- und Kalbfleisch:
14.3 kg |
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Festgelegtes Einzugsgebiet: Abklären Der
Einwohnerzahl, z.B. 10000 Einw. |
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Verbrauch pro Haushalt
à 2.5 Personen: 36 kg |
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Zahl der Haushalte à 2.5 Personen 4000
Haushalte |
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Geschätzter Konsumanteil, der über Direktverkauf
gedeckt wird: 60%
= Fleisch/Haushalt/Jahr 21 kg
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Geschätzter Anteil Haushalte, die auf Ihrem
Hof einkaufen ca. 1-3% (auch abhängig von Werbung/Konkurrenz):
40 - 120 Haushalte
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80 Kundenhaushalte ergeben ein
Absatzpotential von
1680 Kg +Natura Beef+ Fleisch in diesem Gebiet
(Das entspricht ca. 14 Tieren/Jahr, à 120 kg verkaufsfertigem
Fleisch) |
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Neueinsteiger müssen sich Überlegungen zum Absatzpotenzial machen.
Daraus kann auch die einfache Regel abgeleitet werden, dass es mindestens 6 Kundenhaushalte
braucht, um 1 geschlachtetes Tier als +Natura Beef+ vermarkten zu können.
Persönliche und betriebliche Voraussetzungen
Zum Erfolg in der Direktvermarktung braucht es Kontaktfreudigkeit, Einsatzbereitschaft,
Flexibilität und etwas Organisationstalent. In der Werbung und im Verkauf
sind Kreativität und Fantasie gefragt.
Der Standort des Betriebes spielt beim Verkauf ab Hof eine wichtige Rolle. Betriebe
nahe bei Städten sind im Vorteil. Der Postversand von Fleisch hat sich bei
Betrieben in abgelegeneren Regionen jedoch auch bewährt. Hauslieferung zur
Kundschaft ist beim Fleisch eine mögliche Variante. Für lange haltbare
und teurere Produkte wie Fleisch, die auch in grösseren Mengen eingekauft
werden, akzeptieren die Kunden auch lange Anfahrtswege.
Der Arbeitsaufwand für die Direktvermarktung ist nicht zu unterschätzen.
Es ist daher abzuklären, wie dieser neue Betriebszweig im Arbeitsablauf integriert
werden kann. Die Direktvermarktung bedeutet beispielweise häufig eine zusätzliche
Arbeitsbelastung für die Bäuerin. Bei der Fleischvermarktung muss eine
gute Zusammenarbeit mit einem gelernten Metzger angestrebt werden, der die Schlachtung
und das Zerlegen fachgerecht und speditiv erledigen kann.
Für Betriebe, die jährlich nur wenige Tiere vermarkten, ist es nicht
wirtschaftlich, eigene Räume für Verarbeitung und Lagerung einzurichten,
da strenge gesetzliche Auflagen bestehen.
Grundsätze des Marketings berücksichtigen
Der Direktvermarkter kann sich mir jedem Produkt gegenüber anderen Anbietern
abheben, wenn er eine bessere Qualität anbietet (Präsentation, Geschmack,
keine Konservierungsmittel, tierfreundliche Haltungsformen). Darin liegt die Chance
der Direktvermarktung!
Von einem landwirtschaftlichen Produkt erwartet der Konsument neben dem Grundnutzen
(schmackhaftes Fleisch) vermehrt auch einen Zusatznutzen, der es von Konkurrenzprodukten
abhebt. Zusatznutzen heisst zum Beispiel umweltschonend und tiergerechte Produktion,
Fütterung auf betriebseigener Futterbasis, Einkaufserlebnis Bauernhof. Die
Kunden von Direktvermarktern schenken im Allgemeinen tiergerechter Haltung und
ökologischen Aspekten besondere Beachtung.
Professioneller Auftritt dank eigenem Betriebssignet
Mit der zunehmenden Konkurrenz wird ein professioneller Auftritt nötig. Wer
als Direktvermarkter in seiner Werbung unverwechselbar auftreten will, braucht
neben Prospekten, Inseraten, Plakaten ein eigenes Betriebssignet.
Logos sind ein Zeichen der Professionalität, sie schaffen Vertrauen und dienen
dazu, dass Kunden den Betrieb schneller kennen und wiedererkennen. Die nachfolgenden
Logo-Beispiele können durch eigene Kreationen ersetzt werden; sie sind bäuerlich,
echt, sympathisch und einfach.
Fleisch
vom
Mustermoos |
Muster Heinrich
Mustermoos
0000 Musterdorf |
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Tel. 000 000 00 00 |
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Fleischart: |
Rindsfilet |
Datum: |
00. 00. 0000 |
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Natura Beef
vom
Mustermoos |
Muster Heinrich
Mustermoos
0000 Musterdorf |
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Tel. 000 000 00 00 |
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Fleischart: |
Rindsentreôte |
Datum: |
00. 00. 0000 |
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In der Direktvermarktung soll nicht die "grosse Hochglanz-Werbung" kopiert
werden. Das Ziel der Werbung muss es sein, um seinen Hof und die Bauernfamilie
eine ganz besondere Aura und Atmosphäre von Sympathie und Vertrauen zu schaffen,
welche über die geschäftsmässige Beziehung zwischen Fleischproduzent
und Kunden hinausgeht.
Die Botschaft soll heissen: "Unser Betrieb ist etwas Besonderes, etwas Einmaliges
und wir tun sehr viel dafür, dass es unseren KundInnen ausserordentlich gut
gefällt, gerade bei uns Kunde zu sein". So bauen wir langfristige und
starke Kundenbeziehungen auf. Es sei angefügt, dass bei dieser Strategie
qualitativ hervorragende Produkte als selbstverständlich vorausgesetzt werden.
Abwicklung der Fleischbestellung
Nach dem Schlachten, werden den Kunden Bestelllisten zugesandt, auf denen der
nächste Termin, das Fleischangebot, die minimale Bestellmenge, der Preis
und die Arten der Zustellung aufgeführt sind. Für Kunden, die das Fleisch
selber abholen, wird der bevorzugte Wochentag (Datum und Zeit) gefragt. Meist
ist auch ein telefonisches Nachfassen bei Kunden notwendig, um sie nochmals persönlich
auf das Angebot hinzuweisen.
Beim Postversand müssen dem Kunden Porto (Express) und Gebindekosten zusätzlich
belastet werden. Das Dispo-Box-System der PTT eignet sich gut für den Postversand.
Der Kunde kann diese Plastikbehälter nach Erhalt der Ware bei jeder Poststelle
zurückgeben.
Praktische Tipps für erfolgreichen Fleischverkauf
Neben den Wünschen, die direkt das Produkt und dessen Herstellung betreffen,
schätzen die Kunden Hinweise und Tipps für die Zubereitung. Es kann
nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden, dass die Haushalt führenden
Personen über die Fleischzubereitung und die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten
informiert sind. Mit Rezepten können auch weniger beliebte Fleischstücke
(z.B. Kalbsbrust, Rindsbraten und Siedfleisch) mit gutem Gewinn verkauft werden.
Rindfleisch und Kalbfleisch muss beim Metzger gelagert werden. Die Lagerung am
Stück ist empfehlenswert, geschnitten werden die Stücke erst nach der
Lagerung. Der Metzger kann dadurch nach Bestelleingang sogar Portionengrösse
und vielleicht auch Kundenwünsche berücksichtigen. Problematisch beim
Rind ist vor allem das Siedfleisch, beim Kalb die Kalbsbrust und beim Schwein
der Speck.
Mit Vorteil erhält man vom Metzger eine Rückmeldung, wie viel und welche
Art von (Siedfleisch, Kalbsbrust, Speck) anfällt. Fettes Fleisch verwurstet
man besser, mageres kann den Kunden für Salat, Bouillon boeuf (wie Fondue
bourguignon) inklusive Rezept angeboten werden. Kalbsbrust gerollt, welch ein
herrlicher Grillbraten / Chemineebraten, Speck mager eignet sich auch sehr gut
für den Grill oder das Cheminee.
Fachgerechte Fleischverarbeitung
Die ausgewählten Tiere werden direkt vom Bauernhof übernommen. Dabei
ist auf besonders kurze Transportwege zu achten. Das Fleisch soll von einem ausgewiesenem
Metzger fachgerecht zerlegt und gelagert (Metzgereiqualität) werden. Anschliessend
wird es "ladengerecht" geschnitten, portioniert und vakuumverpackt.
Die Hackfleischprodukte werden gleich nach der Herstellung tiefgefroren.
Mischpakete
Von einem Rind fallen - vom Filet bis zum Hackfleisch - ca. 160 kg bis 200 kg
und von einem Schwein - inklusive Würste - ca. 50 kg Fleisch an. Ein Mischpaket
enthält alle gängigen Fleischstücke des Tieres. Die in der Angebotsliste
aufgeführten Gewichte basieren lediglich auf durchschnittlichen Erfahrungszahlen.
Das Gewicht der einzelnen Pakete kann daher variieren. Jedes Paket wird nach seinem
effektiven Inhalt und Gewicht verrechnet.
Alles Fleisch wird portioniert, vakuumiert und etikettiert, beschriftet mit Ursprung
(Bauernhof), Fleischart (z.B. Plätzli), Anzahl, Gewicht und Verpackungsdatum.
Lieferung oder Abholung
Die Lieferung oder Abholung erfolgt zu einem im voraus bestimmten Termin. Fleisch,
das nicht zur sofortigen Konsumation (sofern vakuumiert innert fünf bis sieben
Tagen, offen innert ein bis maximal drei Tag[e]) bestimmt ist, legen Sie einfach
ins Gefrierfach / in die Gefriertruhe. Eine zusätzliche Lagerung ist nicht
mehr notwendig.
Haltbarkeit der Fleischsorten bei -18°C
Fleischsorte |
Eignung |
Haltbarkeit |
Rindfleisch |
Hervorragend |
10 - 12 Monate |
Kalbfleisch |
gut |
8 - 10 Monate |
Schweinefleisch |
bedingt |
3 - 6 Monate |
Lammfleisch |
gut |
10 - 12 Monate |
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Zum Auftauen legen Sie das gefrorene Fleisch am besten bereits am Vorabend des
Gebrauchs in den Kühlschrank.
Gute Argumente vorbereiten
Auch auf häufige Kundeneinwände, wie beispielweise diese, kann man sich
vorbereiten:
1. |
"Fleisch ist zu teuer." |
2. |
"Fleisch hat zu viel Cholesterin." |
3. |
"Tierische Fette und tierische Eiweisse sind schwer verdaulich." |
Das sind mögliche Argumente zu diesen Einwänden:
1. |
Preis: Es gibt auch günstige Fleischstücke: das Verhältnis
zu anderen gleichwertigen Lebensmitteln aufzeigen. |
2. |
Cholesterin: Zusätzlich Gemüse essen, wer gut isst, sollte sich
auch körperlich bewegen. |
3. |
Fleisch als Nahrungsmittel: Fleisch ist ein hochwertiger Eiweisslieferant
für den Körper! Fleisch liefert wichtige Vitamine, beispielweise
gibt es das Vitamin B12 nur in tierischen Produkten und Sauerkraut. |
Wirtschaftlichkeit der Fleischvermarktung
Wir vom Suuretaler Metzgli können Ihnen jederzeit praktische Beispiele und
Kalkulationen zur Verfügung stellen, von unserem Betrieb erhält jeder
Vermarktungsbetrieb für das geschlachtete Tier eine Kalkulation zur Preiskontrolle.
Preise und Preisfestsetzung
Drei Fragen, die bei der Preisfestsetzung immer zu beachten sind:
1. |
Preiskalkulation: Wie hoch muss der Verkaufspreis sein, damit die Arbeit
im Direktverkauf richtig entlöhnt ist? |
2. |
Marktsituation: Wie hoch darf der Preis aufgrund der Marktsituation maximal
festgesetzt werden? Ein Blick in die Metzgerei des Grossverteilers oder
in die Dorfmetzgerei und die Preispublikationen in der Metzgerzeitung "Fleisch
und Feinkost" liefern die nötigen Informationen. |
3. |
Preisakzeptanz: Welches Preisniveau wird von meinen eigenen Kunden akzeptiert
(abhängig von Zielkundschaft, Qualität, Saison usw.?) |
Perspektiven der Fleischvermarktung
Folgende Faktoren hemmen die Zunahme der Fleisch-Direktvermarktung eher:
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restriktive Gesetze und Bestimmungen |
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der rückläufige Fleischkonsum und das teilweise sinkende Image
von Fleisch sind ein Problem. |
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mehr Fleisch-Direktvermarktungsbetriebe, welche die regionalen Märkte
gut versorgen, erschweren Neueinsteigern den Marktzugang. |
Das fördert die Zunahme der Fleisch-Direktvermarktung:
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sinkende Produzentenpreise und eingeschränkter Spielraum in den übrigen
Betriebszweigen sowie der Trend zu extensiven Landnutzungs- und Tierhaltungsformen. |
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sinkende Produzentenpreise |
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der Konsumentenwunsch, die Herkunft des Fleisches zu kennen und der Trend
zu bäuerlichen Spezialitäten: |
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nicht zuletzt die Tatsache, dass Direktvermarkter ihre Situation mehrheitlich
positiv einschätzen, macht diese Vermarktungsform für Neueinsteiger
attraktiv. |