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Kartoffelchips
Dein feiner Racheakt
Ha,
dem wird ich es zeigen, dachte sich George Crum, Koch des eleganten Moon Lodge
Restaurants in Saratoga Springs in New York.
Kartoffelchips, kurz Chips, in der Schweiz auch Pommes-Chips, sind in dünne Scheiben geschnittene
und frittierte oder gebackene Kartoffeln. Sie dienen als Beilage oder Snack.
Kartoffelchips gehören zu den beliebtesten Snacks und werden weltweit in vielen
Geschmacksvarianten angeboten. In Ost-Österreich wurden sie früher, heute nur
noch gelegentlich, Rohscheiben genannt.
In den USA werden sie „Chips“ genannt, in Grossbritannien und Irland
jedoch Crisps, da dort Pommes
frites Chips genannt werden (Z.B.. "Fish and Chips").
In Frankreich und Belgien gab es noch in den 1970er
Jahren eine rege Debatte, ob Chips in der Grammatik den männlichen oder
weiblichen Artikel tragen. Chips im Französischen ist seitdem feminin Plural.
Die Londoner Times konstatierte am 17. März 1977 auf ihrer Kolumnenseite
18: Während etwa die Hälfte der Leserbriefeschreiber aus Frankreich männlich,
die andere Hälfte weiblich sagte, „favorisierten die Belgier den männlichen
Artikel. [...] Insgesamt gab es eine leichte Tendenz zum weiblichen Artikel.“
Zur Zubereitung werden rohe Kartoffeln in hauchdünne
Scheiben geschnitten, in Salzwasser gewässert, abgetrocknet und kurz in
Pflanzenöl schwimmend ausgebacken. Nach dem Abtropfen werden sie gesalzen und
je nach Geschmack noch mit anderen Gewürzen vermischt. Sie können warm oder
kalt gegessen werden. Durch den fast vollständigen Wasserentzug sind sie,
luftdicht verpackt, längere Zeit haltbar.
Geschichte
Kartoffelchips wurden vermutlich am 24. August 1853
von George Crum, einem Koch des Hotels Moon Lake Lodge im US-amerikanischen Saratoga
Springs, erfunden, weil sich ein Gast – es soll der Grossindustrielle Cornelius
Vanderbilt gewesen sein – wiederholt über zu dicke Bratkartoffeln beschwert
hatte. Als sie schliesslich so dünn waren, dass sie sich nicht mehr mit der
Gabel essen liessen, war der Gast zu Crums Überraschung begeistert und seine
Kreation wurde schliesslich als Saratoga
Chips in die Speisekarte aufgenommen. Sie wurden bald in ganz Neuengland
bekannt. Eine andere Version, die vom örtlichen Museum als die
wahrscheinlichere bezeichnet wird, besagt, dass Crums’ Schwester eine zu dünn
geschnittene Kartoffelscheibe versehentlich in heisses Fett fallen liess und
Crum vom Ergebnis so begeistert war, dass er die Kartoffelchips im Restaurant
anbot.
Eine industrielle Herstellung von Kartoffelchips
entwickelte sich ab den 1920er Jahren, als Herman Lay, ein Handelsvertreter im
Süden der USA, eine Kartoffelschälmaschine erfand. Die Chips blieben zunächst
ungewürzt, was ihre Beliebtheit noch begrenzte. 1929 erstellte der Österreicher
Karl Kolarik im Wiener 'Schweizerhaus' die sogenannten Rohscheiben, welche ab
da in Wien einen reissenden Absatz erfuhren. In den 1940er Jahren entwickelte
der Inhaber eines kleinen Familienbetriebs in Dublin, Tayto, eine Technik zur
Zugabe von Gewürzen und Geschmacksstoffen. Nach einigen Experimenten produzierte
Tayto die ersten gewürzten Kartoffelchips, Cheese and Onion (Käse und Zwiebel) und Salt 'n' Vinegar (Salz und Essig). Bei der zweiten Sorte wurde
das Salz in einem Päckchen versiegelt innerhalb des Chipspaketes verkauft und
konnte bei Bedarf hinzugefügt werden.
Seine Erfindung wurde zu einer Sensation in der
Nahrungsmittelindustrie. Die Leiter einiger führender
Kartoffelchips-Unternehmen der USA kamen nach Dublin, um bei Tayto das neue
Produkt zu begutachten und die Rechte zur Nutzung der neuen Technik auszuhandeln.
Durch den Verkauf von Tayto wurde dessen Besitzer zu einem der reichsten Männer
Irlands.
In Deutschland wurden die ersten Kartoffelchips für
amerikanische Soldaten hergestellt. 1951 erhielt der Maschinenbauingenieur
Heinz Flessner aus Neu-Isenburg eine Lizenz für die Produktion. Zunächst
stellte er die Chips zusammen mit seiner Frau Ella zuhause her. Anschliessend
versuchte man, die Chips u. a. an Kiosken zu vermarkten. Die industrielle
Produktion wurde dann unter der Firmierung „IBU“ gestartet und später von der
Firma Bahlsen und Lorenz Bahlsen Snack-World weitergeführt.
Heute konkurrieren zahlreiche Hersteller auf dem Markt.
Zusammensetzung und Nährwert
Abgesehen von der nur gesalzenen, ursprünglichen
Variante, die auch bei industrieller Produktion nur aus Kartoffeln, Pflanzenöl
und Salz besteht, enthalten Kartoffelchips in der Regel neben Gewürzen wie Paprika
auch Aromastoffe und Geschmacksverstärker, meist Mononatriumglutamat.
100 Gramm Kartoffelchips haben einen Energiewert von
etwa 2200 Kilojoule (530 Kilokalorien). Sie enthalten rund 50 Gramm Kohlenhydrate,
35 Gramm Fett und sechs Gramm Protein. Bei der Herstellung entstehen in
der Maillard-Reaktion relativ hohe Mengen Acrylamid, das im Verdacht steht,
krebserregend zu sein. Seit 2002 wurde der Acrylamidgehalt von Kartoffelchips
um ca. 50 Prozent gesenkt. Da Chips eine grosse Menge an Salz enthalten,
ist die empfohlene Tagesmenge von sechs Gramm meist schon nach dem Verzehr
einer 250-Gramm-Packung Chips erreicht.
Kartoffelchips müssen nach dem Lebensmittelrecht direkt
aus Kartoffelscheiben hergestellt worden sein. Es gibt mittlerweile einige
chipsähnliche Produkte, die aus Kartoffelpulver und weiteren Zutaten bestehen
und in eine Kartoffelchip-ähnliche Form gepresst werden. Sie dürfen jedoch
nicht als „Kartoffelchips“ bezeichnet werden. Für diese Produkte ist der Name Stapelchips geläufig.
Es gibt inzwischen verschiedene Sorten fettreduzierter
Chips. Unter Verwendung eines neuen Herstellungsverfahrens mit Vakuumfritteusen
werden die Chips bei niedrigeren Temperaturen frittiert und anschliessend nicht
wie bisher üblich abgetropft, sondern durch Zentrifugalkraft vom überflüssigen Öl
getrennt. Hierdurch reduziert sich der Fettgehalt auf 17 Prozent. In Europa
sind diese Chips bisher nur in der Schweiz erhältlich. Andere fettreduzierte
Chips enthalten ca. 22 Prozent Fett. Bei diesen erfolgt die
Kalorienreduktion durch Frittieren in modifiziertem Fett, welches vom Darm
nicht aufgeschlossen werden kann. Diese Chips wirken bei übermässigem Verzehr
abführend.
Auch Kartoffelchips, bei denen der Anteil an gesättigten Fettsäuren
gesenkt wurde, sind inzwischen auf den Markt gebracht worden. Bei der
Herstellung wird Sonnenblumenöl genutzt.
Wirtschaft
2002 wurden weltweit über 30 Milliarden US-Dollar
mit Kartoffelchips umgesetzt. In Europa wurden 2004 550.000 Tonnen
Kartoffelchips mit einem Umsatz von 4 Mrd. Euro verkauft.
Heute
werden die Chips nicht nur aus Kartoffeln gemacht, sondern auch aus Sellerie Randen,
Rüebli (Karotten), Rettich, Maniok, Fenchel oder Äpfeln.
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